Castelmezzano - Campomaggiore

Castelmezzano - Campomaggiore





Es regnet nicht! Aber es ist lausig kalt. Später erfahren wir, daß es nur 6°C sind. Erst einmal lassen wir uns das vergleichsweise reichhaltige Frühstück schmecken bevor wir die Räder im Hotel bepacken. Alles ist gut trocken geworden. Wir entscheiden uns, nach Pietrapertosa zu fahren. Das heißt abfahren auf 500 m und wieder hinauf auf 1100 m. So können wir noch die Schönheiten der Lucanischen Dolomiten genießen, die kleiner sind, als wir gedacht hatten. In der Nacht sind noch ein paar Steine mehr auf die Straße gefallen. Uns stört das aber nicht, auch Autos kommen gut vorbei.
Dann kommt langsam das Seil des “Volo dell´Angelo” in Sicht. Konnten wir uns schon vorher nicht vorstellen, daß dieser “Flug” etwas für uns wäre, so sind wir jetzt ganz sicher, daß unsere Unterwäsche es nicht aushalten würde, hingen wir an diesem Seil.






Pietrapertosa ist ein hübscher Ort. Leider haben wir den Termin für die Baumhochzeit - eine Lucanische Tradition - nicht getroffen. Wir schieben durch den Ort, kaufen Briefmarken und werden von einer älteren Dame angesprochen. Wir sollten doch reinkommen und einen caffé trinken. Sie würde ihn spendieren. Uns ist es mal wieder unangenehm - so viel Gastfreundschaft sind wir einfach nicht gewöhnt - und lehnen ab. Ihr Sohn würde perfekt Deutsch sprechen, versucht sie uns zu überreden. Wir versprechen, nach unserem Rundgang wiederzukommen.
Auf der Piazzetta ist ein Stand mit Früchten und wir lernen, daß die köstlichen gelben Früchte mit der ledrigen Schale und den braunen Kernen Nespole sind und im Deutschen Mispeln heißen. Inzwischen wachsen bei uns zu Hause drei kleine Bäumchen davon.







Wir kehren zu dem Haus der älteren Dame zurück und bemerken jetzt erst, daß das ein Hotel ist: “Frantoio”. Jetzt kommt auch Nicola, der Wirt. Wir plaudern über das Wetter und die Lucanische Küche. Wir fragen Ihn, ob er uns einen Tipp geben kann, wo wir ein Lucanisches Kochbuch bekommen könnten. Er weiß es auch nicht, aber wir sollen ihm unsere Adresse geben geben. Er will uns eines schicken. Und als wir wieder zu Hause waren, war das Kochbuch schon da. Danke, Nicola!!! Zu Weihnachten haben wir eine Überraschung für Dich.
Mit feuchten Grüßen von oben verlassen wir Pietrapertosa und fahren hinunter ins Basentotal. Jetzt steht uns noch ein Anstieg auf 800 m nach Campomaggiore bevor. Die Straße windet sich in engen Serpentinen nach oben und wir sind erschöpft, als wir endlich im Ort sind. Ein Autofahrer hält an und fragt uns nach dem Woher und Wohin. Er freut sich sichtlich, denn - wie er sagt - spricht er seit 35 Jahren zum ersten Mal wieder Deutsch. Er wäre uns gern belilflich bei der Quartiersuche, aber wir haben uns schon eine Pension ausgesucht. Nur finden müssen wir sie noch. Wir müssen ganz nahe dran sein, doch wir können die Pension nicht finden. Ein freundlicher Herr - Rocco, wie er sich später vorstellt - zeigt uns das Haus. Es ist aber niemand da. “Ihr müßt in den Ort runter, da wohnen die Besitzer.” Rocco sieht mein ratloses Gesicht und bringt uns uns kurzentschlossen hin. Aber auch dort ist niemand zu Hause. Wir sollen es doch mal in einem Ippoturismo versuchen. Ein Stück begleitet er uns noch. Der Pferdehof ist schnell gefunden; wir sind bei der Ankunft schon daran vorbeigefahren.





In der Gaststube fragen wir nach einem Zimmer. Ob € 24,- zuviel wären - natürlich nicht! Die Wirtin läd mich in ihren betagten FIAT-Panda und versichert mir, daß ihr Mann ein richtiges Auto hat. Sie will mir das Zimmer im Ort zeigen, damit wir es auch finden. Es stellt sich heraus, daß wir ein ganzes Haus gemietet haben Die Familie ist umgezogen und das alte Haus steht leer.





Wieder zurück auf dem Pferdehof serviert man uns erst einmal Taralli, ein leckeres, knuspriges Gebäck mit Fenchel - ganz frisch gemacht und natürlich aufs Haus. Dann erzählt der marito der Wirtin, daß er Jäger und Trüffelsammler ist und zeigt uns seine Jagd- und Trüffelhunde. Einige sind frisch geschoren und frieren jämmerlich. Mit diesen Temperaturen rechnet hier niemand in dieser Jahreszeit. Nebenbei erfahren wir noch einiges über die Preisbildung bei Trüffeln und das die berühmten Umbrischen Trüffel im wesentlichen aus der Basilicata kommen.
Dann gibt es lecker Abendessen - leider mit einem kleinen Mißverständnis. Die Wirtin möchte uns ihren Hauswein servieren und fragt, ob wir mezzo litro oder un litro wollen. Ich bitte um
0,75 l, aber das kommt bei ihr an, als wollte ich eine Flasche abgefüllten Wein. Da war sie ein bißchen traurig, aber wir konnten es nicht mehr richtigstellen, die Flasche Aglianico del Vulture stand schon auf dem Tisch.
Als Abschiedsgeschenk hat uns der Sohn des Hauses noch Kirschkerne auf die Sättel gelegt.




Ippoturismo“La Fattoria del Conte”, im Privathaus: € 24,-, , Abendessen ca. € 38,50
Die Etappe auf Bikemap.net




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